Nahost

Bruch aller diplomatischen Konventionen: Israelischer Angriff auf iranische Botschaft in Damaskus

Mit dem Luftangriff auf die iranische Botschaft will Israel die Achse des Widerstands in Syrien abschrecken, bei einer möglichen Großoffensive gegen die Hisbollah in einen neuen Libanonkrieg einzugreifen. Vor allem plant Netanyahu, den Krieg in der Region auszuweiten, selbst wenn es nicht zu der Bodenoffensive in Rafah kommt.
Bruch aller diplomatischen Konventionen: Israelischer Angriff auf iranische Botschaft in DamaskusQuelle: AFP © LOUAI BESHARA

Von Armin Schmitt

Bei einem israelischen Luftangriff auf das Konsulatsgebäude der iranischen Botschaft in Damaskus sind am Montag mehrere iranische Diplomaten und Militärberater ums Leben gekommen, was als eine bedeutende Eskalation des regionalen Krieges zwischen Israel und der Achse des Widerstands unter der Führung Irans angesehen wird. Laut syrischen und iranischen Medien sollen die Luftangriffe "aus der Richtung" der von Israel besetzten Golanhöhen ausgeführt worden sein. Israels Armee kommentierte die Berichte zunächst nicht.

Bei der Explosion im Westen von Damaskus, die sich am späten Montagnachmittag ereignete, kam ein ranghoher Kommandeur der iranischen Revolutionsgarde namens General Mohammad Reza Zahedi ums Leben. Die Revolutionsgarde bestätigte bereits entsprechende Berichte. Auch sein Stellvertreter Mohammad Hadi Hadschi sowie fünf Diplomaten wurden bei dem Terrorangriff getötet. Ein Mitglied der Hisbollah, Hussein Youssef, sei bei dem Angriff ebenfalls getötet worden, sagte ein Beamter der militanten Gruppe gegenüber The Associated Press. Die Hisbollah hat den Tod nicht öffentlich bekannt gegeben. Ende Dezember wurde bei einem israelischen Luftschlag in Syrien Brigadegeneral Razi Mousavi getötet, ebenfalls ein ranghoher Offizier der Revolutionsgarde.

Die israelische Armee hat ihr Vorgehen gegen irantreue Kräfte in den vergangenen Monaten verstärkt, nachdem die IDF ihre Ziele in Gaza, nämlich die Eliminierung der Hamas und die Befreiung von Geiseln trotz der massiven Bombardierung des Gazastreifens nicht erreichen konnte. Insbesondere der Schlagabtausch mit der schiitischen Hisbollah an der israelisch-libanesischen Grenze hat sich in letzter Zeit intensiviert. 

Die israelischen Angriffe reichen dabei immer weiter in libanesisches und auch syrisches Gebiet hinein. Am Freitag trafen israelische Luftangriffe nahe der nordsyrischen Stadt Aleppo eine mutmaßliche Einrichtung der Hisbollah. Etwa 40 Personen sollen dabei getötet worden sein, zum großen Teil syrische Soldaten. Am selben Tag führten die in Idlib ansässigen Islamisten der Gruppe "Haiʾat Tahrir asch-Scham" (HTS) ‒ früher bekannt als Al-Nusra-Front ‒ überraschend die Drohnenangriffe auf Aleppo durch. 

Mit der klaren Verletzung internationaler Regeln, insbesondere der Wiener Konvention über diplomatische Beziehungen von 1961, führte Tel Aviv den Luftangriff auf die iranische Botschaft aus, um Teheran zu provozieren. Israel will damit ein Warnsignal an Iran senden. Der Angriff geht vor allem mit der Genehmigung der neuen US-Waffenlieferungen an Israel einher. Vor kurzem segnete das US-Außenministerium die Lieferung von 25 Kampfflugzeugen vom Typ F-35A und 2.000-Pfund-Bomben (etwa 907 Kilogramm) vom Typ MK84 ab. Es drängt sich nun die Frage auf, warum die USA Israel 2.000-Pfund-Bomben mit der gewaltigen Zerstörungskraft an Israel liefern, während Gaza schon durch IDF-Angriffe verwüstet wurde. Der Krieg in Gaza ist mittlerweile eingefroren und offenbar zielt Netanyahu darauf ab, durch neue US-Waffen eine neue Front im Norden gegen die Hisbollah zu eröffnen.

Mit den jüngsten Angriffen auf die iranische Botschaft will Israel die Achse des Widerstands in Syrien davon abhalten, bei einer möglichen Operation gegen die Hisbollah im Libanon in einen neuen Libanon-Krieg einzugreifen. Vor allem will Netanyahu den Krieg weiter führen, selbst wenn es nicht zur Invasion in Rafah kommt. Der israelische Ministerpräsident hat vor allem kein Interesse daran, den fürchterlichen Krieg in Gaza zu beenden, weil er weiß, dass dann die Abrechnung droht. Die Opposition in Israel arbeitet längst daran, diesen politischen Überlebenskünstler aus dem Amt zu bekommen.

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