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Das Reisearrangement von Selenskij in die USA ist tatsächlich eine Analyse wert

Das Reisearrangement von Selenskij nach Washington deutet darauf hin, dass die USA ihn nicht in Kiew abholen wollten, aus Angst, dass Russland das abholende Flugzeug abschießen könnte. So beschloss er, sich erst nach Polen zu schleichen.
Das Reisearrangement von Selenskij in die USA ist tatsächlich eine Analyse wertQuelle: AFP © AFP PHOTO / UKARAINIAN PRESIDENCY

Von Andrew Korybko

Alle reden über die überraschende Reise von Wladimir Selenskij in die USA, sowohl in Bezug auf die Bedeutung für den weiteren Verlauf des Ukraine-Konflikts, als auch in Bezug auf die Optik, die diese Reise zum jetzigen Zeitpunkt bietet. Aber niemand spricht über die Bedeutung seines Reisearrangements dorthin. CNN berichtete, dass er erst mit einem öffentlichen Zug nach Polen fuhr, woraufhin ihn von dort aus ein US-Militärflugzeug nach Washington flog. Diesen Umstand zu analysieren ist tatsächlich viel wichtiger, als manche Beobachter am Rande annehmen würden.

Erstens impliziert das ganze Vorgehen, dass die USA es für zu riskant hielten, ein eigenes Militärflugzeug in die Ukraine zu fliegen, um Selenskij in Kiew abzuholen. Man ging anscheinend davon aus, dass Russland alle in diese Konfliktzone einfliegenden Militärflugzeuge abschießen könnte. Zweitens wurde die Entscheidung getroffen, dass Selenskij stattdessen aus dem benachbarten Polen in die USA reisen sollte, das er mit einem zivilen Reisezug erreichen würde, umgeben von unzähligen Leibwächtern und menschlichen Schutzschilden. Und schließlich hielten es die USA für angebracht, seinen Flug nach Washington in einem ihrer Militärflugzeuge offen zu kommunizieren, anstatt diese Tatsache diskret zu behandeln.

Der Reihe nach analysiert, ergibt dies erste Erkenntnis, wie ernst die USA ihren waghalsigen Umgang mit Russland nehmen. Das ist eigentlich nicht überraschend, da die USA sehr verantwortungsbewusst reagierte, nachdem die Ukraine vergangenen Monat versehentlich Polen bombardiert hatte, anstatt leichtsinnig den dritten Weltkrieg vom Zaun zu reißen. Trotzdem verstößt dieses Verhalten immer noch gegen die sogenannte "konventionelle Weisheit", insbesondere gegen jene, die von vielen in der Gemeinschaft der alternativen Medien verbreitet wird. Diese behaupten nämlich, dass "die USA von Psychopathen regiert werden, die den Globus ins Verderben stürzen wollen".

Die zweite Erkenntnis, die sich aus der Entscheidung von Selenskij ergibt, einen zivilen Reisezug nach Polen zu nehmen, deutet darauf hin, dass sein Team besorgt war, dass Russland versuchen könnte, ihn auf seinem Weg in die USA zu liquidieren. In einem Versuch, dieses Szenario präventiv abzuwenden, hielten sie es für angebracht, dass er erst nach Polen reist. Die Leute um Selenskij sind wahrscheinlich paranoid, da Russland während seiner zahlreichen Besuche an der Front nie versucht hat, Selenskij ins Visier zu nehmen. Merkwürdig bleibt jedoch, dass man im Team Selenskij zu dem Schluss kam, dass die Anwesenheit von zahlreichen Leibwächtern und Zugreisenden als menschliche Schutzschilde, Russland auf jeden Fall abschrecken würde.

Schließlich ist eines der wichtigsten Narrative im anhaltenden Informationskrieg gegen dieses Land, dass Russland absichtlich Zivilisten ins Visier nimmt. Daraus folgt natürlich, dass Russland sich nicht davon hätte abhalten lassen, Selenskij auszuschalten, wenn man es wirklich wollte, selbst wenn er in seinem Zug nach Polen von einer Unzahl von Zivilisten umgeben wäre. Ohne es zu merken, widerlegte sein Team somit versehentlich eines der wichtigsten Elemente in ihrem Informationskrieg gegen Russland.

Was die letzte Erkenntnis betrifft: Indem die USA offen kommunizierten, dass Selenskij in einem ihrer Militärflugzeuge nach Washington geflogen ist, wollten sie der Welt signalisieren, dass er und die Ukraine wahrhaftige Vasallen der USA sind. Selenskij hätte einfach eines der vielen Flugzeuge seiner nationalen Fluggesellschaft nehmen können, die nach der Schließung des Luftraums seines Landes im Ausland zurückgelassen wurden, aber er folgte den Wünschen seines Oberherrn, da sie seine Geldbeutel kontrollieren. Auch dies spricht für die Tatsache, dass er sich und die Ukraine freiwillig als Vasallen der USA unterworfen hat.

Zusammengefasst deutet das Reisearrangement von Selenskij nach Washington darauf hin, dass die USA ihn nicht aus Kiew abholen wollten, aus Angst, dass Russland das ankommende Militärflugzeug abschießen könnte. Somit beschloss Selenskij, sich an Bord eines zivilen Reisezugs nach Polen zu schleichen, um einem möglichen russischen Attentat auf sein Leben zu entgehen. Er stimmte zu, mit einem amerikanischen Militärflugzeug nach Washington geflogen zu werden, anstatt eines der vielen nach Februar 2022 im Ausland gestrandeten Flugzeuge seiner nationalen Fluggesellschaft zu nutzen, um damit seinen und den Status seines Landes als US-Vasall zu unterstreichen.

Aus dem Englischen.

Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer Politologe, der sich auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien spezialisiert hat sowie auf Chinas Belt & Road-Initiative, Russlands geopolitischem Balanceakt und hybrider Kriegsführung.

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