Meinung

Nach den Worten des Papstes: Die Kapitulation des Friedens vor dem Krieg

Nachdem Papst Franziskus zu Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg aufgerufen hat, fletschen die Kriegshetzer die Zähne. Das Symbol der "Weißen Fahne", das der Papst verwendet hatte, wird zur Waffe gegen ihn. Heilig ist den Ungläubigen gar nichts mehr.
Nach den Worten des Papstes: Die Kapitulation des Friedens vor dem KriegQuelle: AFP © Isabella Bonotto

Von Tom J. Wellbrock

Der Ex-Botschafter der Ukraine in Österreich, Olexander Scherba, nannte den Papst für seine Vorschläge einen "Kleingläubigen". Andrij Jurasch, der ukrainische Botschafter beim Heiligen Stuhl, legte gleich noch eine Schippe drauf und griff zum Hitler-Vergleich, wohl schon ein Klassiker der Kriegstreiber. Ob denn im Zweiten Weltkrieg jemand mit Hitler gesprochen und die „Weiße Fahne“ geschwenkt habe, fragte Jurasch auf X.

Polens Außenminister Radosław Sikorski schrieb auf X:

"Wie wäre es, wenn man zum Ausgleich Putin ermutigt, den Mut zu haben, seine Armee aus der Ukraine abzuziehen? Dann würde sofort Frieden einkehren, ohne dass Verhandlungen nötig wären."

Oberflächlicher und realitätsferner hätte es eine Annalena Baerbock auch nicht ausdrücken können. Wobei die deutsche Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt auf einem ähnlich niedrigen Niveau unterwegs ist:

"Niemand möchte mehr Frieden als die Ukraine",

sagte die Grünen-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), um gleich die inzwischen typisch deutsche Geschichtsfälschung hinterher zu schieben, indem sie behauptete, auf dem ukrainischen Terrain herrsche seit zehn Jahren Krieg, unzählige Menschen seien getötet worden. Man muss schon lange nicht mehr extra betonen, dass Göring-Eckardt damit unterstellt, die Russen hätten schon vor 10 Jahren die Ukraine angegriffen. Eine glatte Lüge, die man in Deutschland heute aber nicht nur ungestraft, sondern mit großer Zustimmung aussprechen darf.

In Baerbockscher Manier musste auch die Bundestagsvizepräsidentin ergänzen:

"Es ist Wladimir Putin, der den Krieg und das Leid sofort beenden kann – nicht die Ukraine. Wer von der Ukraine verlangt, sich einfach zu ergeben, gibt dem Aggressor, was er sich widerrechtlich geholt hat, und akzeptiert damit die Auslöschung der Ukraine."

Man könnte an dieser Stelle eine historische Einordnung des Ukraine-Konflikts vornehmen, doch es ergibt einfach keinen Sinn. Deutschland hat sich entschieden, die Geschichte neu zu schreiben, mit Vernunft kommt man dagegen nicht mehr an. Man könnte minutiös verfolgen, wer seit der Wiedervereinigung Deutschlands der Aggressor ist und den Krieg in der Ukraine bis aufs Messer provoziert hat, aber es wäre sinnlos. Historische Fake News sind in Deutschland zu Tatsachen gemacht worden, gegen die keine guten Worte mehr helfen.

Dennoch ist es bemerkenswert, dass auch der Papst vor den Kriegshetzern nicht mehr sicher ist. Seine Symbolik der "Weißen Fahne" als Aufruf zur Kapitulation zu interpretieren, ist schäbig und zeigt auf, dass den ungläubigen Waffenlieferern nichts mehr heilig ist. Die Papst-Beschimpfung ist in den Zentren der politischen Macht und in zahlreichen Medien angekommen, es gibt kein Halten mehr, wenn es darum geht, die Rüstungsindustrie zu unterstützen.

Wenn Göring-Eckardt sagt, niemand wolle mehr Frieden als die Ukraine, so ist das normalerweise ein Satz, für den sie – um im Bild zu bleiben – in der Hölle schmoren müsste, denn sie spuckt den vielen Toten in der Ukraine, die in diesem Krieg zu beklagen sind, damit direkt ins Gesicht. Es war immerhin Selenskij selbst, der Verhandlungen mit Putin ganz offiziell verboten hat. Und es war derselbe Selenskij, dem kurz nach Kriegsausbruch durch den Westen verboten wurde, mit Putin zu verhandeln, obwohl zu diesem Zeitpunkt ein Ende des Sterbens in erreichbarer Näher war.

Nein, da ist nichts mehr, da geht nichts mehr, jeglicher Respekt gegenüber Menschen, die Frieden fordern, ist dahin, unwiederbringlich verschwunden. Ob die Menschen auf die Straße gehen, um für den Frieden zu demonstrieren, ob es ranghohe Militärs sind, die die Aussichtslosigkeit der Lage beschwören, ob es Politiker mit Weitsicht sind oder eben der Papst – sie alle stehen auf verlorenem Posten, müssen sich beschimpfen und als "Putin-Versteher" verunglimpfen lassen.

Das Verstehen, der Anspruch des Begreifens von Zusammenhängen, der Wunsch, friedliche Lösungen für Konflikte zu finden, all das wurde eliminiert und in einen neuen Zusammenhang gebracht. Die Friedfertigen, die Hoffnungsvollen, die Träumer und Realisten, die daran glauben wollen, dass es auf der Welt zu einem friedlichen Mit- oder zumindest Nebeneinander kommen kann, landen auf einem symbolischen Scheiterhaufen, sie werden so lange dem Mob vorgeführt, bis nichts mehr von ihrem Willen, ihrer Kraft, ihrer Hoffnung übrig ist.

Mit diesen Mächtigen ist kein Frieden zu machen, sie sind dazu weder Willens noch in der Lage. Ihre Köpfe und Herzen sind durchtränkt von Hass, man kann sie nicht erreichen, nicht mit dem Wunsch nach Menschlichkeit, nach Frieden, weil sie diese Charaktereigenschaften von sich abgestreift haben oder sie nie in sich trugen.

Der Vatikan ist bereits zurückgerudert, er erklärt und rechtfertigt und distanziert sich faktisch von den Worten des Papstes. Das ist viel mehr als eine Geste der Klarstellung. Es ist eine Kapitulation. Eine Kapitulation des Vatikans, die einen Sieg des Krieges über den Frieden bedeutet.

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

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